Abfälle vermeiden oder wiederverwenden
Grüne Kreisräte informierten sich beim AWMT
Die Probleme sind vielfältig. Riesige Mengen von Plastikabfällen, Entsorgung von Windeln, geringe Recyclingquoten, Reparieren statt Wegwerfen, diese und weitere Themen beschäftigen derzeit die Kreistagsfraktion der Grünen. Dies war der Grund dafür, dass sie dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Main-Tauber-Kreises einen Besuch abstattete und sich von Dezernent Werner Rüger und dem Leiter des Betriebs, Dr. Walter Scheckenbach, informieren ließen.
Entsorgung von Windeln
Zwei Varianten hat Dr. Scheckenbach vorgestellt, wie künftig mit Windeln umgegangen werden könnte. Familien mit Kindern unter zwei Jahren oder mit inkontinenten Erwachsenen könnten jährlich 12 separate Müllsäcke zur Verfügung gestellt bekommen, die zusammen mit dem Restmüll abgeholt oder auf den Recyclinghöfen abgegeben werden können. Die Alternative wäre, diesem Personenkreis einen Zuschuss für die Anschaffung von Mehrwegwindeln zu bezahlen. Die Kosten für beide Varianten können nicht dem Gebührenzahler aufgebürdet werden, sondern müssten vom Kreishaushalt getragen werden. Der Kreistag wird voraussichtlich im Mai dieses Jahres noch darüber beraten und entscheiden, ob und welche Konzeption umgesetzt werden soll.
Information und Aufklärung
Kreisrätin Rosemarie Lux sprach die Abfallberatung und Öffentlichkeitsarbeit an. Sie wünsche sich aktivere Werbung für Abfallvermeidung und Wiederverwertung in Kindergärten und Schulen, sowie verbesserte Informationen auf der Homepage des AWMT. Sie regte an, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit einzuräumen, funktionsfähige Teile auf den Recyclinghöfen abzuholen und Repair-Cafés anzugliedern. Dr. Scheckenbach berichtete, dass derzeit vier Abfallberater beschäftigt sind, davon einer für Gewerbebetriebe. Die müssten allerdings auch die Hotline besetzen. Die sei durch die Umstellung der Gebührenerhebung vom Müllmarkenverkauf auf den Abfallgebührenbescheid derzeit überlastet und oft nicht erreichbar, was auch Kreisrätin Gudrun Weiske bemängelte. Werner Rüger ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Lage wieder entspannen wird.
„Designer und Recycler reden nicht miteinander“, beklagte Dr. Scheckenbach. Deshalb sei es oft unmöglich, Abfälle wiederzuverwenden. Schwarze Kunststoffbehälter könnten zum Beispiel in den Sortieranlagen vom Sensor nicht erkannt werden und landeten deshalb ausnahmslos in der Verbrennung. Wären sie nur mit einem weißen Ring versehen, bestünde dieses Problem nicht. Die Industrie betreibe viel „greenwashing“. Viele Verbraucher wüssten auch nicht, dass man die Metalldeckel von Joghurtbechern vollständig entfernen muss, bevor man sie in den gelben Sack wirft. Auch dies behindere das Recyclen.
Wertstofftonne statt gelber Sack?
Der von Kreisrat Rainer Moritz angesprochene Vorschlag, den gelben Sack durch einen gelbe Wertstofftonne zu ersetzen, wird von Dr. Scheckenbach kritisch gesehen. Der gelbe Sack habe den Vorteil, dass er transparent ist und die Müllwerker erkennen können, ob er Fehlwürfe enthalte. Die Erfahrung zeige, dass mit der gelben Tonne gesammelter Müll sehr viel mehr Fremdstoffe enthalte als beim gelben Sack. Zudem müsse die gelbe Tonne mindestens 240 Liter fassen, was viele Verbraucher vor das Problem stelle, keinen Stellplatz dafür zu haben.
Mengenabhängige Müllgebühr?
Die von Kreisrat Moritz angesprochene mengenabhängige Berechnung der Müllgebühren „ist technisch möglich“, so Dr. Scheckenbach. Denkbar wäre zum Beispiel, dass in der Jahresgebühr 10 Leerungen enthalten sind und zusätzliche extra berechnet werden. Dies berge jedoch stets die Gefahr der illegalen Müllentsorgung.
Kreisrätin Birgit Väth fragte nach dem Sperrmüllaufkommen, nachdem die Straßensammlung abgeschafft wurde. Das Aufkommen sei zunächst zurückgegangen, berichtete Werner Rüger, habe sich jetzt aber wieder auf dem vorigen Niveau von 1.700 t pro Jahr eingependelt. Umgestellt habe man, so Dr. Scheckenbach, weil es bei den festen Sperrmüllterminen zu vielen Ordnungswidrigkeiten gekommen sei.
Modernisierung der Recyclinghöfe
Die Anfang bis Mitte der 90er Jahre erstellten Recyclinghöfe sollen laut Dr. Scheckenbach in nächster Zeit ertüchtigt oder neu gebaut werden. Danach wolle der Landkreis auch die Öffnungszeiten ausdehnen und zusätzliches Personal einsetzen.
Die Besuchergruppe regte an, wie in anderen Landkreisen ein- oder zweimal jährlich eine Grüngutabfuhr anzubieten, damit Gartenabfälle wie Hecken- oder Baumschnitt nicht von jedem Einzelnen zum Kompostplatz gefahren werden muss. Auf die Problematik der Entsorgung der Filterstäube aus der Müllverbrennung angesprochen berichtete Dr. Scheckenbach, dass die im Salzbergwerk Heilbronn endgelagert werden und dort der Verfüllung der Stollen dienen. Die Kapazität der Mülldeponie des Landkreises in Dörlesberg reiche noch bis etwa ins Jahr 2035. Wenn man aber die Zeit für die Planung und Genehmigung einer neuen Deponie von etwa 10 Jahren bedenke, müsse man demnächst damit beginnen, sich damit zu beschäftigen.