Deutschland-Ticket - eine Herausforderung für die VGMT

Bahnpolitiker MdB Matthias Gastel informierte sich bei der Geschäftsführung

MdB Matthias Gastel bei der VGMT in Lauda
Von links nrach rechts: Philipp Lutzmann, MdB Matthias Gastel, Dezernentin Ursula Mühleck, Kreisrat Rainer Moritz und VGMT-Geschäftsführer Thorsten Haas (Foto: Thomas Tuschhoff)

Was den Kunden viele Vorteile bringt ist für die Verkehrsunternehmen eine große Herausforderung. Geschäftsführer Thorsten Haas von der Verkehrsgesellschaft Main-Tauber mbH (VGMT) und Ursula Mühleck, Dezernentin für Kreisentwicklung und Bildung beim Landratsamt, nahmen sich die Zeit, um den Bahnpolitiker der Grünen, MdB Matthias Gastel, Kreisrat Rainer Moritz und Kreisvorstandsmitglied Philipp Lutzmann über die Herausforderungen zu informieren, die sie vor Ort mit der Einführung des Deutschlandtickets haben.

Zunächst stellte Thorsten Haas jedoch die seit fast 26 Jahren bestehende VGMT vor. Sie habe aktuell 9 Mitarbeitende und ca. 9.000 Kunden im Main-Tauber-Kreis. Zuständig ist sie für die Organisation des straßengebundenen ÖPNV, vor allem für die Schülerbeförderung „das Rückgrat des ÖPNV“. Ziel ist es, den Busverkehr auf die Zugfahrpläne abzustimmen, so dass Reiseketten möglichst reibungslos funktionieren.

Herausforderungen des Deutschlandtickets

Die Vorlaufzeit für die Umsetzung des Deutschlandtickets sei nicht nur für die VGMT äußerst knapp gewesen. Noch sei vieles im Fluss, „wir bekommen täglich neue Informationen dazu“, bemängelte Haas. Das für viel Geld erst im letzten Jahr neu beschaffte Abo-System der VGMT sei durch das JugendticketBW und das Deutschland-Ticket schon wieder veraltet und müsse für 20.000 Euro aktualisiert werden. Diesen Aufwand werde voraussichtlich der Landkreis tragen müssen. Durch den deutschlandweiten Bedarf seien die Systemanbieter für solche Software auch völlig überlastet. Deshalb könne das Deutschland-Ticket hier auch noch nicht erworben werden. Die Kunden benötigen dafür ein Smartphone und eine App. Thorsten Haas befürchtet, dass manche, vor allem ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, damit nicht zurechtkommen könnten. Diesen Pessimismus teilt Matthias Gastel nicht. Ähnlich wie Bundesverkehrsminister Wissing verspricht er sich davon einen Schub für die Digitalisierung der Vertriebswege für Fahrscheine. Niedrige Vertriebskosten seien ein Faktor für ein dauerhaft preiswertes Angebot.

Offen ist für Thorsten Haas, ob die Bestandskunden der VGMT automatisch auf das neue Deutschlandticket umgestellt werden. Hohe Kosten sieht der Geschäftsführer auch durch die erforderliche Umrüstung der Fahrscheindrucker auf die Branche und somit auch auf die Aufgabenträger zukommen, um damit die Gültigkeit der Deutschland-Tickets prüfen zu können. Die Alternative, dies mit einem Handy zu machen, sei zwar möglich aber wenig praktikabel.

Für Schüler und Studierende gibt es neben den bisherigen Angeboten das vom Land bezuschusste Jugendticket Baden-Württemberg, mit dem man für 365 Euro ein ganzes Jahr lang alle Nahverkehrsmittel nutzen kann, im Unterschied zum Deutschland-Ticket aber nur in Baden-Württemberg.

Die Frage von Matthias Gastel, ob es im Main-Tauber-Kreis eigenwirtschaftlich betriebene Buslinien gibt, verneinte Thorsten Haas. Die aktuellen Verträge mit den Verkehrsunternehmen laufen zum 31.12.2027 aus. Bei der Neuausschreibung sollen auf Grund einer EU-Richtlinie zumindest teilweise klimaneutrale Busse eingesetzt werden. Dies werfe viele Fragen auf, unter anderem wo die dafür erforderliche Tank- und Ladeinfrastruktur entstehen soll und wer sie stellen wird.

Anschlüsse sichern

MdB Matthias Gastel empfahl der VGMT, bei der Neuausschreibung Wert darauf zu legen, dass die Anschlüsse zum Zug- und Busverkehr gesichert werden. Die Busfahrer sollten Echtzeitinformationen über Verspätungen erhalten, um abhängig von der Verkehrslage zu entscheiden, ob sie auf Umsteiger warten können oder nicht. Leider gibt es im Main-Tauber-Kreis derzeit keine Busvorrangschaltungen an Lichtsignalanlagen. Hierdurch könnte der Linienbusverkehr noch zuverlässiger und pünktlicher werden und somit an Attraktivität gewinnen. Die beiden vom Land Baden-Württemberg geförderten Regiobus-Linien Buchen-Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim-Künzelsau werden von den Fahrgästen allerdings sehr gut angenommen.

Mitfahr-App PENDLA sehr erfolgreich

Mit einem gewissen Stolz berichteten Ursula Mühleck und Thorsten Haas über das sehr erfolgreiche Ruftaxi-System, das in Kombination mit Bus und Bahn an allen Tagen zwischen 9 und 22 Uhr Verbindungen mindestens im 2-Stunden-Takt ermöglicht. Zum 1. Januar dieses Jahres starteten alle 18 Gemeinden des Landkreises darüber hinaus die PENDLA-App, eine Mitfahrzentrale für jeden Tag. Bei diesem Angebot, das sich vor allem an Berufspendler richtet, hätten sich inzwischen mehrere hundert Nutzerinnen und Nutzer registriert. Mit den darüber vermittelten Fahrgemeinschaften konnte schon viel CO2 eingespart werden. Das von der VGMT angebotene Jobticket werde dagegen leider nur vom Landkreis und der Stadt Bad Mergentheim genutzt. Hierfür wünschten sich Mühleck und Haas mehr Engagement der Firmen im Kreis. Mit dem günstigen und einfachen Deutschland-Ticket, das auch in der Freizeit genutzt werden kann, eröffnen sich hier neue attraktive Möglichkeiten.

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