Teller oder Steckdose?

Grüne informieren sich über Freiflächen-Fotovoltaikanlagen

Informationsbesuch bei Landwirtsfamilie Kümmerer
Gerhard Kümmerer (rechts) infomiert Mandatsträger*innen der Grünen

Es ist schwül und heiß, als Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirt Gerhard Kümmerer die von Kreisrat Rainer Moritz angeführte Delegation in seiner Maschinenhalle begrüßt. Die Spuren des letzten Starkregens über dem Ort sind noch gut zu sehen und machen deutlich, dass die Energiewende wichtig ist, um die Klimakatastrophe zu verhindern.

Wirtschaftliches Standbein für die bäuerliche Landwirtschaft

2016 hat die Familie Kümmerer auf einer Fläche von 3,2 Hektar eine Freiflächen-Fotovoltaikanlage installiert, die jährlich etwa 2,5 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom erzeugt. Kümmerer betont, dass „alles in eigener Hand“ geschah, sowohl die Projektierung, als auch die Beteiligung an der Ausschreibung für den Strom, die Aufträge für den Bau und jetzt der Betrieb der Anlage. Stolz berichtet er, dass seine Anlage eine von nur zwei aus ganz Baden-Württemberg war, die die Ausschreibung des Stroms gewonnen hat. Auf diese Weise konnte ein zweites wirtschaftliches Standbein für den landwirtschaftlichen Betrieb geschaffen werden, der ansonsten Ackerbau und Schweinemast betreibt. „Es gibt keine Kulturpflanze, mit der so viel erwirtschaftet werden kann, wie mit Fotovoltaik“, so Kümmerer. Deshalb seien Projektierer derzeit sehr daran interessiert, an landwirtschaftliche Flächen zu kommen. Er sieht dies als eine große Chance für die bäuerliche Landwirtschaft „aus dem Wachstumszwang rauszukommen“, sofern sie es in die eigene Hand nimmt. Gerne begleite er Kollegen bei der Planung einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage und bei der Beteiligung an der Ausschreibung für den Strom.

Ökologische Verbesserung durch Freiflächen-Fotovoltaik

Die Bedenken von Stadtrat Richard Diehm aus Wertheim, dass durch die Freiflächen-Fotovoltaikanlage guter Boden der Lebensmittelproduktion entzogen wird, konnte der Landwirt entkräften. Bei ihm handelt es sich um 30er bis 35er Böden. Der Bebauungsplan schreibt „extensives Grünland“ vor. Das trage auch dazu bei, dass die Bodenerosion verringert wird. Durch die Umwandlung habe die Fläche sogar 167.176 Biotoppunkte hinzu gewonnen. Die sogenannte Agro-Fotovoltaik, bei der Sonnenstrom mit dem Anbau von zum Beispiel Kartoffeln kombiniert wird, sieht Gerhard Kümmerer aus wirtschaftlichen Gründen noch kritisch. Dies komme allenfalls für bestimmte Sonderkulturen in Frage. Gut kombinieren ließen sich die Module aber mit der Hühnerhaltung, ergänzte MdB Schneidewind-Hartnagel. Bislang dürften Eier von Agro-Fotovoltaik-Anlagen allerdings nicht als Freiland-Eier klassifiziert werden.

Fakt ist laut Gerhard Kümmerer, dass in Deutschland auf etwa 2 Millionen Hektar keine Nahrungsmittel, sondern Energiepflanzen angebaut werden, das entspreche etwa 20 Prozent der Acker- und Grünlandfläche. Ihren Zweck sehe man den Kulturen natürlich nicht an. Die Fotovoltaik sei aber um ein Vielfaches effizienter als Biogasanlagen. Man müsse auf etwa 35 ha Mais anbauen, um so viel Strom zu erzeugen wie mit 1 ha Fotovoltaik. Biogas sei aber leicht speicherbar und ebenfalls gut für das Klima.

Main-Tauber-Kreis besonders geeignet

Kümmerer stellt fest, dass der Main-Tauber-Kreis mit seinen unterdurchschnittlichen Böden und seiner überdurchschnittlich hohen Sonneneinstrahlung bestens für Freiflächen-Fotovoltaik geeignet ist. Da die Planungshoheit dafür bei den Gemeinden liegt, die dafür Bebauungspläne aufstellen müssen, ist es von ihnen abhängig, ob die Freiflächen-Fotovoltaik eine Chance bekommt. Hier brauche es mutige Entscheidungsträger.

Kreisrat Rainer Moritz bedankte sich abschließend bei Familie Kümmerer für die informative Führung mit einem Wein- und Buchgeschenk.

Kreisvorstandsmitglieder und MdB Schneidewind-Hartnagel vor Fotovoltaik-Modulen
Corvin Schmid, Birgit Väth, Rainer Moritz und MdB Charlotte Schneidewind-Hartnagel

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