Energiewende mit Wasserstoff
Die Firmen Herm, Tauber-Solar sowie die Stadtwerke in Bad Mergentheim und Wertheim haben kürzlich die Firma H2 Main-Tauber-GmbH gegründet, mit der sie die Möglichkeiten der Wasserstofftechnologie für die Energiewende im Landkreis untersuchen und deren Nutzung voranbringen wollen. Der grüne Betreuungsabgeordnete MdB Dr. Sebastian Schäfer ließ sich im Rahmen seines Landkreisbesuchs über dieses interessante Projekt informieren.
Die Geschäftsführer Werner Spec und Klaus-Bruno Fleck berichteten von einem Forschungsprojekt, bei dem untersucht werden soll, wie sich die bei der Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff anfallenden Nebenprodukte sinnvoll nutzen lassen. In Wertheim soll die dabei entstehende Wärme für die Glasindustrie genutzt werden, in Bad Mergentheim der Sauerstoff für die Verbesserung der Reinigungsleistung der städtischen Kläranlage.
Geschäftsführer Werner Spec berichtete, dass für den Betrieb der Elektrolyseure ausschließlich regenerativ erzeugter Strom von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen genutzt werden soll, wenn dieser im Überfluss vorhanden ist und nicht zur Stromversorgung benötigt wird. Er betrachtet es als besonders sinnvoll, Wasserstoff gerade dort zu erzeugen, wo – wie im Main-Tauber-Kreis – viele solche Erzeugungsanlagen vorhanden sind beziehungsweise demnächst entstehen werden. Denn das Stromnetz sei gar nicht dafür ausgelegt, zusätzlichen Strom aufzunehmen. Der Netzausbau sei teuer und extrem langwierig, weshalb er für den erzeugungsnahen Verbrauch sei.
Verwendet werden kann der Wasserstoff, um regenerativ erzeugten Strom zu speichern für Zeiten, in denen zu wenig davon zur Verfügung steht. Er kann aber auch genutzt werden, um LKWs oder Schienenfahrzeuge zu betanken. Eine solche Infrastruktur könne aber nur geschaffen werden, wenn ein entsprechender Absatzmarkt vorhanden ist. Im Gespräch sei die H2 Main-Tauber GmbH deshalb mit dem Landkreis, der seinen öffentlichen Nahverkehr auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge umstellen könnte. Damit betrieben werden könnten aber auch Züge auf der nicht elektrifizierten Tauberbahn. Werner Spec geht davon aus, dass etwa ab 2026/27 eine Versorgung von Brennstoffzellen-Triebwagen möglich ist.
Den Besuch von Dr. Schäfer nutzte Spec, um auf Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Entwicklung der Wasserstofftechnologie hinzuweisen und um Unterstützung zu bitten. Aus wirtschaftlichen Gründen dürfe die Kilowattstunde grüner Strom für die Elektrolyse von Wasser höchstens 4 bis 5 Cent kosten. Die Erzeuger bekämen derzeit aber ein Vielfaches davon. Die Wasserstofftechnik könne aktuell diese hohen Preise nicht bezahlen. Das Bundeswirtschaftsministerium wolle zudem verhindern, dass grüner Wasserstoff zur Heizung von Gebäuden verwendet wird. Das soll mit Wärmepumpen und Nahwärmenetzen gemacht werden. Deshalb verbiete es die Einspeisung von Wasserstoff in das Gasnetz. Alle bisherigen Versuche, dieses Veto zu ändern, seien erfolglos verlaufen. Der Bundestagsabgeordnete versprach zu versuchen, einen Besuch des zuständigen parlamentarischen Staatssekretärs im Landkreis zu organisieren.