Probleme und Hindernisse bei der Energiewende

MdB Sebastian Schäfer (Mitte) beim Besuch der Firma Tauber-Solar
Das Foto zeigt von links: Stadtrat Dr. Leonhard Haaf, MdB Dr. Sebastian Schäfer und Geschäftsführer Klaus-Bruno Fleck von Tauber-Solar.

„Die erneuerbaren Energien sind nötig, um den Klimawandel zu stoppen und die Versorgung zu sichern. Putins Krieg gegen die Ukraine führt dazu, dass der Bau von Solar- und Windkraftanlagen noch einmal massiv beschleunigt werden muss, damit wir von Importen aus Russland schneller unabhängig werden“, betont der Betreuungsabgeordnete der Grünen für den Main-Tauber-Kreis, MdB Dr. Sebastian Schäfer, bei einem Besuch der Firma Tauber-Solar in Tauberbischofsheim

Dort informierte er sich über die Schwierigkeiten und Hindernisse, die beim Bau von Photovoltaikanlagen in der Praxis auftreten und erkundigte sich bei Geschäftsführer Klaus-Bruno Fleck von Tauber-Solar: „Was muss aus Ihrer Sicht politisch passieren, dass wir unsere Ziele erreichen?“

Anschlussvergütung für Altanlagen

Leistungsstarke Solaranlagen, bei denen nach 20 Jahren die Stromvergütung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz entfällt, lassen sich laut Klaus-Bruno Fleck wirtschaftlich nicht länger betreiben, weil es an einer verlässlichen Anschlussvergütung fehlt. Es besteht die Gefahr, dass funktionierende Anlagen abgebaut werden. Ihr Stromerlös sei zu gering, um damit die laufenden Kosten und die erforderlichen Nachrüstungen zum Beispiel für die Fernsteuerung zu decken.

Die Projektierung neuer Freiflächen-Fotovoltaikanlagen berge ein hohes wirtschaftliches Risiko, bedauert Klaus-Bruno Fleck. Es entstehen Kosten für die Aufstellung eines Bebauungsplans und für die Beteiligung am Ausschreibungsverfahren für den Stromverkauf. Wenn der Strom am Ende „wegen ein paar zehntel Cent“ nicht abgenommen werde, bleibe der Investor auf diesen Kosten sitzen.

Umspannwerke an der Kapazitätsgrenze

Vielfach gelinge es auch nicht, den Strom neuer Solaranlagen ins Netz zu bringen, weil die Kapazität der Umspannwerke der Netzbetreiber nicht ausreicht. Auch hier müsse ausgebaut werden. Der Anschluss von Anlagen mit einer Leistung von mehr als 135 Kilowatt werde zudem durch einige Hürden erschwert. Ihr Anschluss erfordert einen hohen elektrotechnischen Planungsaufwand und die Auswirkung solche einer Anlage muss und von einem Zertifizierer freigegeben werden. „Diese Zertifizierer sind das Nadelöhr“, so Fleck. Weil die rar sind dauere dieses Verfahren derzeit eineinhalb Jahre. Seine Firma leide aktuell auch an Lieferkettenproblemen. „Auf Transformatoren warten wir 9 bis 15 Monate“, berichtete der Geschäftsführer von Tauber-Solar. Selbst einfache Teile wie Sicherungsautomaten seien kaum zu bekommen.

Wie in anderen Wirtschaftsbereichen fehlten auch in der Solarbranche Fachkräfte. Er suche händeringend Elektriker, Elektrotechniker und Ingenieure. Ohne Zuwanderung aus dem Ausland komme seine Firma nicht mehr zurecht. Bei Mitarbeitenden aus EU-Ländern funktioniere es zwar ganz gut, bei Anwerbungen aus dem Nicht-EU-Ausland seien die bürokratischen Hindernisse allerdings enorm.

Grüner Wasserstoff

Im Gespräch mit Sebastian Schäfer zeigte sich Klaus-Bruno Fleck als kreativer Unternehmer, der Probleme als Herausforderung begreift und Lösungen dafür entwickelt. Als Teil der Wasserstoffallianz verfolgt Tauber-Solar das Projekt, mit grünem Strom Wasserstoff zu erzeugen. Mit der Energie von Solar-, Windkraft- und Biogasanlagen wird ein Elektrolyseur gespeist. Dieser produziert Wasserstoff, mit dem dezentral LKWs oder Züge betankt werden können. Außerdem wäre es möglich, diesen Wasserstoff oder das Folgeprodukt Methan das vorhandene Erdgasnetz einzuspeisen. Statt überschüssigen Strom von Solar- und Windkraftanlagen abzuregeln könne er so sinnvoll genutzt werden, ist Geschäftsführer Fleck überzeugt.

Agri-PV-Anlagen

Ein weiterer Denkansatz ist der Aufbau von Agri-PV-Anlagen. Dabei werden Ackerflächen gleichzeitig für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion und die PV-Stromproduktion genutzt. Damit steigert Agri-PV die Flächeneffizienz und ermöglicht den Ausbau der PV-Leistung bei gleichzeitigem Erhalt fruchtbarer Ackerflächen für die Landwirtschaft oder in Verbindung mit der Schaffung artenreicher Biotope.

MdB Sebastian Schäfer bedankte sich abschließend für die interessanten Ausführungen. Er versprach im Kontakt zu bleiben, um bestehende Hindernisse beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu beseitigen.

Zurück zur Newsübersicht