Jetzt mit der Energiewende durchstarten

MdL Jutta Niemann zu Gast bei den Grünen Main-Tauber

Im Gespräch: Rainer Moritz, MdL Jutta Niemann und Birgit Väth
Auf dem Bild von links: Kreisrat Rainer Moritz, MdL Jutta Niemann und die Kreisvorsitzende Birgit Väth

Die Energiewende muss kommen, um das Klima zu schützen. Darüber gibt es kaum Uneinigkeit. Wenn aber regenerative Stromerzeugungsanlagen gebaut werden sollen, treten Zielkonflikte auf. Für die Grünen Main-Tauber war dies der Anlass, sich mit dem Pro und Contra von Freiflächenphotovoltaikanlagen zu beschäftigen. Als Expertin für diese Diskussion hatten sie sich die energie- und klimapolitische Sprecherin der Landtagsfraktion, MdL Jutta Niemann, eingeladen.

Freiflächen-PV ist die preisgünstigste Stromquelle

Niemann erinnerte in ihrem Einführungsreferat daran, dass sich das Land vorgenommen hat, bis 2040 klimaneutral zu sein, dafür sei ein Ausbau der erneuerbaren Energien essenziell. Um dieses Ziel zu erreichen brauche man sowohl Dachflächen-, als auch Freiflächen-Fotovoltaik. „Mit 3 bis 6 Cent pro Kilowattstunde ist die Freiflächen-PV die günstigste Stromerzeugungsform aktuell“, so die grüne Landtagsabgeordnete. Freiflächen-PV sei auch die Technologie, die am schnellsten umgesetzt werden kann. Bei der Umsetzung spielen aber selbstverständlich der Natur- und Artenschutz eine wichtige Rolle. So sei eine gute Planung sowohl beim Naturschutz als auch bei der Bürgerbeteiligung sehr wichtig. Durch eine gute Planung könne Freiflächen-Photovoltaik vielseitige, positive Effekte haben – für die Erreichung der Ausbauziele, für die Bürgerbeteiligung an der Energiewende und als wichtiger Beitrag für den Artenschutz und den Biotopverbund.

Die Artenvielfalt sieht Jutta Niemann durch die Freiflächen-PV-Anlagen nicht gefährdet. Im Gegenteil, die Artenvielfalt kann sich nachweislich erhöhen, wenn die Solarmodule auf Flächen aufgestellt werden, die bisher intensiv landwirtschaftlich mit Pestiziden und hohem Düngereinsatz genutzt wurden.

Zweites Standbein für Landwirte

„Um die erforderliche Leistung von Freiflächen-PV-Anlagen von 10 bis 14 Gigawatt bis 2037 zu erreichen werden ca. 10.000 bis 14.000 Hektar Fläche benötigt. Das entspricht rund einem Prozent der aktuellen Agrarflächen“, so Niemann.. Besonderes Potenzial sieht Niemann darin, bisherige Maisanbauflächen, die vielfach schon jetzt der Energieerzeugung dienen, für die Freiflächen-PV zu nutzen. Damit entstünde dann kein Konflikt mit der regionalen Lebensmittelproduktion. Mit den Sonnenkollektoren könne auf derselben Fläche dreißigmal so viel Strom erzeugt werden wie mit Mais. Mit Freiflächen-Fotovoltaik-Anlagen könnten sich Landwirte zudem ein zweites wirtschaftliches Standbein verschaffen das dazu beitrage, ihre Betriebe zu erhalten. Laut Niemann fördert das Land Baden-Württemberg zudem sogenannte Agri-PV-Anlagen, bei denen die Solarmodule aufgeständert und darunter zum Beispiel Kartoffeln oder Beeren angebaut werden. Anlagen in dieser Form seien aber meist noch nicht wirtschaftlich unter den aktuellen Bedingungen. Ein großes Hindernis für den Ausbau der Erneuerbaren seien zudem die teils langwierigen Genehmigungsverfahren. „Die Landesregierung hat deshalb eine Task Force für die Verfahrensbeschleunigung eingesetzt.“

Diskussionsteilnehmer*innen berichteten, dass die Installation von Freiflächen-PV-Anlagen auch daran scheitern kann, dass das Stromnetz den erzeugten Strom nicht mehr aufnehmen kann. Dieses Problem kennt Jutta Niemann. Eine Ursache sei, dass die vorige Bundesregierung den zukünftigen Bedarf an Strom deutlich zu niedrig angesetzt hatte und so auch der Netzausbau falsch dimensioniert war.

Gebäudesanierung verdreifachen

Die Landtagsabgeordnete verwies darüber hinaus auf weitere Notwendigkeiten, um die Energiewende zu schaffen und das Klima zu schützen. Die energetische Gebäudesanierung gehe bei uns viel zu langsam voran, „sie muss verdreifacht werden“, ist sie überzeugt. Sie plädiert dafür, die Hauseigentümer*innen gut zu beraten. Auf neuen Nichtwohngebäuden gelte schon jetzt in Baden-Württemberg eine Fotovoltaik-Pflicht. Ab Mai gelte diese auch für neue Wohngebäude und ab 2023 ebenso wenn ein Dach saniert wird. Auf Parkplätzen mit mehr als 35 Stellplätzen müssen schon jetzt ebenfalls Solarmodule installiert werden.

Die Kreisvorsitzende Birgit Väth bedankte sich bei Jutta Niemann für ihren Vortrag und die kenntnisreiche Diskussion mit einem Weinpräsent aus dem Taubertal und der Chronik des Kreisverbands Main-Tauber der Grünen.

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