Klimawandel im östlichen Main-Tauber-Kreis
Vortrag des Meteorologen Guido Lawenstein
Wie entsteht Wetter?
Unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung am Äquator und an den Polen ist dafür verantwortlich, dass unser Wetter entsteht. Ein Energieüberschuss am Äquator steht einem Defizit an den Polen gegenüber. Durch Temperaturunterschiede kommt es zu Strömungen von kalter und warmer Luft. Wo sich diese vermischen fällt Niederschlag. Auch in Deutschland besteht ein Energiedefizit. Es geht mehr Wärmeenergie verloren als zugeführt wird, erklärt Guido Lawenstein in seinem Vortrag in Weikersheim. Eine ausgleichende Wirkung haben die Ozeane durch ihre Fähigkeit, Wärme zu speichern. Die Durchschnittstemperatur in Deutschland beträgt 8 °C bis 10 °C.
Die zugeführte Sonnenenergie wird zu 15% bis 16% von der Atmosphäre absorbiert. Treibhausgase wie vor allem das CO2 verhindern die Abstrahlung ins Weltall, was grundsätzlich positiv ist. Ohne diesen Treibhauseffekt läge die Temperatur auf der Erde bei -30 °C und Leben wäre nicht möglich. Die zunehmende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre führt jedoch zu einer deutlichen Erwärmung, vor allem seit 2010. Dieser Vorgang "ist nicht mehr zu bremsen" stellt der Referent fest.
Die Durchschnittstemperatur in ganz Deutschland hat seit 1990 um 1,9 °C zugenommen. Im östlichen Main-Tauber-Kreis lag sie anfangs deutlich unter dem deutschlandweiten Mittelwert, ist aber im selben Zeitraum um 2,4 °C angestiegen und hat dadurch den deutschen Durchschnittswert erreicht. Dies gilt besonders für die Jahreszeiten Winter, Sommer und Herbst. Im Frühling ist dagegen kein besonderer Temperaturanstieg feststellbar.
Wassermangel im Sommer und Herbst
Die Folge davon ist, dass es im östlichen Main-Tauber-Kreis im Winter viel weniger Eis- und Frosttage gibt als im deutschen Mittel, was die Weinbauern freut. Im Sommer haben die Sommer- und Tropentage stark zugenommen. Zwar gibt es im Winter nach wie vor genügend Niederschläge. Der Sommer und Herbst ist aber viel trockener geworden, stellt Guido Lawenstein fest. Er rät dazu Wasser zu speichern, um bei Trockenheit bewässern zu können.
Das Meerwasser dehnt sich, wie alle Körper, durch Wärme aus. Allein durch die bisher erfolgte weltweite Erderwärmung um 1 °C hat sich der Meeresspiegel bereits um 40 cm erhöht. Das Abschmelzen von Gletschern oder Polareis ist dabei noch nicht berücksichtigt. Die Klimaerwärmung setzt sich selbst dann noch fort, wenn ab sofort keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden, was nicht realistisch ist. Der Meteorologe rechnet selbst in diesem Fall mit einem weiteren Temperaturanstieg von 0,5 °C. Es sind mindestens 1.000 Jahre nötig, um die Temperatur wieder auf das vorindustrielle Niveau zu senken. Wenn wir am Treibhausgasausstoß nichts ändern wird die Durchschnittstemperatur auf der Erde um 4 °C bis 5 °C ansteigen. Die gegenwärtige Generation wird das nicht mehr erleben, so Lawenstein, die Kinder und Enkel aber schon. Im Interesse seiner Tochter setzt er sich deshalb für den Klimaschutz ein. Deutschland kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Welt beobachte sehr genau, ob wir die Energiewende schaffen, ohne wirtschaftlich kaputt zu gehen. Wenn das gelingt, werden andere Länder folgen.
Holzbau statt Holzheizung
Kritisch sieht Guido Lawenstein Holz als Brennstoff. Zwar hat der Baum das Kohlendioxid zuvor aus der Atmosphäre entnommen, das beim Verbrennen wieder freigesetzt wird. Wenn das Holz aber verrottet, geht nur halb so viel CO2 in die Atmosphäre. Die andere Hälfte wandert in den Boden. Sehr sinnvoll und um ein Vielfaches besser als Beton ist Holz dagegen als Baustoff, in dem CO2 dauerhaft gespeichert ist.
Guido Lawenstein widerspricht der Behauptung, dass die Erderwärmung nicht auf das Kohlendioxid, sondern auf die Sonnenaktivität zurückzuführen ist. Denn in den letzten Jahren war die Sonnenaktivität besonders gering, die Durchschnittstemperatur ist aber deutlich angestiegen. Wäre zum Treibhauseffekt auch noch eine starke Sonnenaktivität hinzu gekommen, würde der Temperaturanstieg noch stärker ausfallen.