Landwirte sollen von ihrer Arbeit leben können

MdB Dr. Sebastian Schäfer infomiert sich auf dem Martinshof

MdB Dr. Sebastian Schäfer und Gerd Bayer auf dem Martinshof in Rüsselhausen
MdB Dr. Sebastian Schäfer und Gerd Bayer auf dem Martinshof in Rüsselhausenm (Foto: Thomas Tuschhoff)

Für die Wagyu-Zucht auf dem 100 Hektar großen Hof der Familie hat sich Gerd Bayer entschieden, weil sie langsamer wachsen und weniger Futter benötigen als andere Rinder. Dafür leben sie doppelt so lange, bis sie geschlachtet werden. Ihr Fett habe einen anderen Schmelzpunkt und ihr Fleisch sei besonders schmackhaft. Sie bekämen im Sommer Weidegras und im Winter Heu. „Für den Anbau des Futtergetreides genügen mir 10 ha Ackerfläche“, so Bayer. Er benötige keine Pflanzenschutzmittel. Der Erlös aus dem Mehrertrag, der mit diesen Chemikalien erzielt werde, müsse für sie wieder ausgegeben werden, so dass für den Landwirt am Ende gar nichts übrig bleibe, ist er überzeugt. Es profitiere davon allein die Chemieindustrie. Das Argument, dass sein Produkt ein reines Luxusgut sei, lässt der Biolandwirt nicht gelten. Sein Biofleisch habe relativ zum Einkommen betrachtet den Preis von Fleisch in früheren Jahren. In Deutschland seien die Lebensmittelpreise insgesamt viel niedriger als in anderen Ländern. Es komme darauf an, seltener aber gutes Fleisch zu essen.

Blühwiesen erhalten

Seine Wiesen lasse er im Wechsel abweiden, so dass stets Blühwiesen vorhanden sind, von denen sich Insekten ernähren können. Dass sich manche Berufskollegen gegen die Stilllegung von Flächen sträubten verstehe er nicht. Wegen der Topographie seien viele teils nur sehr schwer zu bewirtschaften und brächten nur einen geringen Ertrag. „Mit der Stilllegungsprämie habe ich unter dem Strich ich mehr Geld, als wenn ich die Flächen nutze“, stellt Bayer fest.

Einheitliche und faire Regeln

Thema des Informationsbesuchs von Dr. Schäfer sind die wirtschaftlichen Probleme der Landwirtschaft. Gerd Bayer fordert, dass die Landwirte von ihrer Arbeit leben können statt Subventionsempfänger zu sein. Dafür brauche es einheitliche und faire Regeln, sowohl national, als auch international. Bei der Hofschlachtung gebe es schon unterschiedliche Regeln im Landkreis Schwäbisch Hall und im Main-Tauber-Kreis. Für Schlachthäuser in Hessen und Baden-Württemberg gälten unterschiedliche Anforderungen, die Schlachten in Baden-Württemberg teurer machten als in Hessen. „Importierte Produkte erfüllen oft nicht die Standards, die in Deutschland gefordert werden“, kritisiert er einen unfairen internationalen Wettbewerb. Auf verarbeiteten Lebensmitteln müsse zum Beispiel nicht deklariert werden, ob die darin verwendeten Eier aus Käfighaltung in Polen stammen. Bei Freihandelsabkommen, die im Interesse der Industrie abgeschlossen würden, gerate die Landwirtschaft unter die Räder, fürchtet er. Entscheidend für den biologischen Landbau sei nicht der Weltmarkt, sondern der regionale Absatzmarkt.

Absatzmärkte für Bioprodukte

Dr. Schäfer konnte berichten, dass es den Grünen gelungen ist, die Mittel für die Verpflegung bei der Bundeswehr um 20 Millionen Euro zu erhöhen mit der Auflage, Lebensmittel aus regionalem und biologischem Anbau einzusetzen, um damit für eine gesicherte und planbare Abnahme zu sorgen. Kreisrat Rainer Moritz, der den Bundestagsabgeordneten bei seinem Besuch in Rüsselhausen begleitete, bedauerte, dass die Biomusterregion Main-Tauber noch keine wesentliche Absatzsteigerung bei Bioprodukten erreicht habe. Als Fehler betrachtet Gerd Bayer, dass Bioland-Produkte von Lidl verkauft werden. Der Absatz sei dadurch nicht gestiegen, weil der Discounter daneben die billigen Eigenmarken anbiete, der Preis aber entgegen der ursprünglichen Zusage gefallen.

Der interessante Vor-Ort-Besuch von Dr. Schäfer endete mit Geschmacksproben von Bayers Produkten, die den Bundestagsabgeordneten überzeugten.

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