Weinbau mit pilzresistenten Reben
MdB Dr. Sebastian Schäfer für Alternativen zum Glyphosat
Seit September 2021 ist der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft stark eingeschränkt. Die schwarz-rote Bundesregierung hat das umstrittene Totalherbizid in Schutzgebieten generell verboten. Außerhalb dieser Zonen darf das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt EU-weit im Weinbau noch bis Ende 2023 angewendet werden. Bei vielen Winzern im Taubertal regt sich Widerstand gegen diese gesetzliche Regelung.
Im konventionellen Weinbau wird Glyphosat, unter anderem bekannt als Roundup, verwendet, um den Boden unter dem Rebstock chemisch sauber zu halten. Der Winzer entfernt damit Unkraut und Wasserkonkurrenz zum Rebstock. Der Grund: Je dichter das Gras und die Kräuter dort sind, desto mehr Feuchtigkeit steigt in die Reben auf. In diesem feuchten Klima fühlen sich Pilze wohl und Pilzkrankheiten sind das größte Problem der Winzer. Herbizide sind dabei aus Sicht vieler Winzer der einfachste, zuverlässigste und günstigste Weg diesen Pilzkrankheiten vorzubeugen.
Davon sind auch Karlheinz Sack vom Weingut Sack in Lauda und Bereichsleiter Tauberfranken des Badischen Weinbauverbands und sein Stellvertreter, Winzer Bernhard Honikel aus Königheim fest überzeugt: Ein einmaliger und richtig dosierter Einsatz glyphosathaltiger Mittel ist für sie besonders in den steileren Lagen die umweltfreundlichste und wirtschaftlichste Methode. Zusammen mit dem Betreuungsabgeordnete der Grünen für den Main-Tauber-Kreis, MdB Dr. Sebastian Schäfer, und den Grünen-Kreisrät:innen Birgit Väth, Rosemarie Lux und Rainer Moritz sowie dem Juniorchef des Weinguts, Johannes Sack, diskutierten sie bei einem Rundgang am Altenberg in Lauda/Oberlauda, über mögliche umweltschonende Alternativen.
Zweidrittel der acht Hektar großen Rebfläche des 1924 gegründeten Laudaer Privatweinguts befindet sich in der Lage Altenberg mit ihren steilen und steinreichen Böden. Die Winzer waren sich einig, dass eine manuelle Bearbeitung des Weinbergs zweifellos die umweltfreundlichste Alternative sei, da sie die Umwelt am wenigstens beeinträchtige. Aus wirtschaftlichen Gründen jedoch sei diese Methode nicht zu realisieren. Ebenfalls sehr aufwändig und kostenintensiv stellt sich die mechanische Bearbeitung in der Steillage dar. Karlheinz Sack betonte, dass bei diesem Verfahren viele Nützlinge zerstört würden, die im Unterstockbereich leben. Das ständige Lockern der Böden erhöhe außerdem das Risiko möglicher Erosionen. Auch der steigende Kraftstoffverbrauch und der damit verbundene erhöhte CO2-Ausstoss sprächen aus ihrer Sicht gegen eine mechanische Unkrautbekämpfung. Karlheinz Sack sei es jedoch ein wichtiges Anliegen, die Kulturlandschaft und den Weinbau im Taubertal zu erhalten. Er appellierte an die Politiker, gleiche Bedingungen und gesetzliche Regelungen innerhalb Europas zu schaffen, damit es auch in Zukunft noch deutsche Winzer geben wird.
Grüne stehen für Glyphosat-Ausstieg
Sebastian Schäfer wies darauf hin, dass Biowinzer bei ihrer Arbeit auch auf die größtmögliche Schonung von Boden, Wasser und Klima setzten, bei ihrer mechanischen Unkrautbekämpfung aber konsequent auf chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel verzichteten. Der Bundestagsabgeordnete der Grünen räumte aber ein, dass man dann im Rahmen der Wertschöpfung auch darüber sprechen müsste, wie diese Winzer ihren Mehraufwand, den Sie in einer Steillage investierten, an der Ladentheke bezahlt bekommen.
„Grüne im Bundestag stehen für den schnellstmöglichen Glyphosat-Ausstieg und für eine lebensfreundliche Landwirtschaft, die den Chemieeinsatz minimiert“, bekräftigte Schäfer. „Unsere Ziele sind unbelastete Lebensmittel, der Erhalt der biologischen Vielfalt, gesunde Böden, sauberes Wasser und für die Zukunft aufgestellte landwirtschaftliche Betriebe.“ Grundsätzlich sei Weinanbau ohne Glyphosat möglich und eigentlich auch angebracht, sagte das Mitglied des Bundestags.
Vorreiter im Taubertal
Als eine umweltfreundliche Alternative zu den umstrittenen Pflanzenschutzmitteln sprach Karlheinz Sack die Züchtung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten an, die resistent seien gegen einige der größten Herausforderungen im modernen Weinbau. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rebsorten müssen diese gar nicht mehr oder nur noch selten gegen Pilzbefall gespritzt werden. Große Hoffnung setze er dabei auch auf die Weißweinsorte Souvignier Gris, die er als erster heimischer Winzer angebaut habe und die im Taubertal hervorragend gedeihe.