Licht und Schatten
MdL Hermino Katzenstein erkundete die Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur in Bad Mergentheim

Unmittelbar am Beginn der Rundfahrt vor dem Neuen Rathaus gab es Grund für eine von allen Seiten geteilte Kritik. „Ein Kind der 70er Jahre“ ist laut Stadtbaudirektor Straub die nicht barrierefreie Fußgängerunterführung unter dem Bahnhofplatz. Er versprach, dass sie im Zuge der Umgestaltung für die Landesgartenschau durch eine barrierefreie, ebenerdige Fußgängerquerung ersetzt wird.
Inneren Ring als Fahrradstraße ausweisen
Der Ring aus Unterer und Oberer Mauergasse, Schulgasse, Türkengasse, Kapuzinerstraße und Münzgasse bietet sich als sichere Fahrradroute abseits des stark von Autos befahrenen Grabenrings an. Positiv konnte der Landtagsabgeordnete feststellen, dass hier Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben wurden, wodurch ein durchgehendes Befahren mit dem Rad erlaubt ist. Ein nächster Schritt zur Verbesserung der Radinfrastruktur wäre, diesen Ring als Fahrradstraße auszuweisen, auf der Radfahrer Vorrang genießen. Dies ist nach Aussage von Bernd Straub bereits geplant.
An der Fußgängerunterführung in der Oberen Mauergasse bemängelten die Teilnehmenden, dass sie – wie alle anderen auch – für Radfahrende gesperrt ist, allerdings als gefahrlose Querung des Mittleren Grabens von Radlern gerne genutzt wird. Stadt- und Kreisrat Rainer Moritz merkte dazu an, dass dies ein wichtiger Schulweg zum Berufsschulzentrum ist. „Mit einem Zusatzschild Radfahrer frei“, so Katzenstein, „kann man das Befahren legalisieren“. Das bedeute, dass der Fußverkehr nach wie vor Vorrang hat und Radelnde Rücksicht nehmen müssen, aber keine Ordnungswidrigkeit mehr begehen. Diese Anregung nahm Stadtbaudirektor Straub auf.

Querungshilfen an der B19 erforderlich
Im weiteren Verlauf der Tour lobte Katzenstein die Sicherheitsmarkierungen an den Pfosten in der Straße Zwischen den Bächen. „Die weißen Streifen reflektieren das Scheinwerferlicht und sorgen dafür, dass Radfahrende bei Dunkelheit rechtzeitig auf die Poller aufmerksam und Kollisionen vermieden werden“. Handlungsbedarf sieht der Fachpolitiker allerdings an der Querung der B19 im Zuge des Radwegs nach Wachbach/Stuppach. Hier müsse dringend eine Querungshilfe mit einer Mittelinsel geschaffen werden, um sicher queren zu können. Stadtbaudirektor Straub berichtete, dass dies bereits geplant sei. Die Querungshilfe werde geschaffen, sobald der dafür nötige Grunderwerb getätigt ist. Eine solche Querungshilfe über die B19 soll es auch zur Brucknerstraße geben. Sie werde im Zuge des Umbaus der Kreuzung an der Esso-Tankstelle eingerichtet.
Kritisch sieht Katzenstein den schmalen Radschutzstreifen in der Wachbacher Straße. Er vermittle dem Radverkehr falsche Sicherheit. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Fahrräder auf diesen Streifen mit weniger Sicherheitsabstand überholt werden als ohne sie. Gleichzeitig sprach er sich gegen das aufgesetzte Parken auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus, durch das der Raum für den Fußverkehr zu gering sei.
Mehr Grünzeit für Fußgänger:innen
Am Kapuzinereck ging Stadtbaudirektor Straub auf die Pläne der Stadt für einen Willkommensplatz, den Grünen Boulevard und einen neuen touristischen Radweg durch den Schlosspark ein, die für die Landesgartenschau 2034 angelegt werden. Der Alltagsradverkehr soll Radwege auf beiden Seiten der Deutschordenstraße erhalten. Die Anregung aus dem vom Land bezahlten Fußverkehrscheck, die Grünzeiten auf Fußgängerfurten zu verlängern, um auch mobilitätseingeschränkten Personen das sichere Queren der Fahrbahn zu ermöglichen, konnte laut Straub noch nicht umgesetzt werden, weil die Ampelsteuerung defekt ist. Aktuell werde die Ausschreibung für die Erneuerung der Steuerung der Lichtsignalanlagen vorbereitet. Dann könnten die Grünzeiten neu geordnet werden.
Ein Teilnehmer wies auf die kaum mehr erkennbaren Fahrradpiktogramme auf dem Radweg durch den Schlosspark hin. Bernd Straub versprach, die Erneuerung zu veranlassen. An der Unterführung beim Schellenhäusle monierte die ADFC-Kreisvorsitzende Iris Boxler die fehlende Trennung von Fuß- und Radverkehr. Sie sprach sich dafür aus, eine ebenerdige Fußgängerfurt über die Deutschordenstraße anzulegen und nur den Radverkehr durch die Unterführung zu leiten. Zu-Fuß-Gehende würden den Höhenunterschied von Unterführungen gerne vermeiden. Kritik gab es für die Sitzbänke, die Hindernisse auf dem Radweg Richtung Realschule und Gymnasium bilden. Straub will dieses Problem eventuell durch einen Tausch des Radwegs mit dem Fußweg lösen.
Kreisverkehre mit Zebrastreifen sicherer machen
Die letzte Station der Tour war am Kreisverkehr in der Herrenwiesenstraße. Hier war vom Fußverkehrs-Check vorgeschlagen worden, an allen Ästen des Kreisels Zebrastreifen anzubringen, um ein sicheres Queren der Fahrbahn zu ermöglichen. Von Stadtbaudirektor wurde zugesagt, dass diese Maßnahme umgesetzt wird.
Als Ergebnis der Erkundungstour stellte MdL Hermino Katzenstein abschließend fest, dass in Bad Mergentheim bereits Einiges zur Verbesserung der Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr erreicht worden ist, dass es aber auch noch etlichen Handlungsbedarf gibt. Stadtbaudirektor Bernd Straub überreichte ihm ein kleines Präsent der Stadt und verband dies mit dem Wunsch, die Umsetzung der Maßnahmen vom Land finanziell gefördert zu bekommen.