Feuerwehren werden geschützt, Ärzte nicht
Landkreis setzt falsche Priorität
Das SARS-CoV-2-Virus verbreitet sich immer stärker auch im Main-Tauber-Kreis. Besonders gefährdet sind Beschäftigte im Gesundheitswesen. Sowohl Krankenhausärzte, als auch niedergelassene Ärzte haben sich bereits infiziert. Ganze Teams fallen aus, weil sie in Quarantäne geschickt werden müssen. In einer Zeit, in der sie für die Versorgung von Patienten dringend gebraucht werden, fehlen sie an ihren Arbeitsstellen. Eine Klinik in Wolfsburg hat deswegen einen Aufnahmestopp verhängt. In Italien sind 60 Ärzte an Covid-19 verstorben. Von niedergelassenen Ärzten haben wir erfahren, dass sie - entgegen aller Versprechungen - über die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg kein Schutzmaterial bekommen. In ihrer Not greifen sie zu Schutzbrillen aus dem Baumarkt und Spritzanzügen für Gärtner und Winzer. Deren Schutzwirkung ist jedoch deutlich schlechter als das für den Infektionsschutz hergestellte und zertifizierte Material. Durch ihre vielen Kontakte gerade auch mit besonders gefährdeten älteren und vorerkrankten Menschen besteht die enorme Gefahr, nicht nur sich selbst zu infizieren, sondern auch noch diese anzustecken.
Der Landkreis hat laut seiner Pressemitteilung vom 28. März Schutzmaterial bekommen und es richtiger Weise an Altenpflegeeinrichtungen und Pflegedienste verteilt. 1.000 Atemschutzmasken gingen aber auch an die Feuerwehren. Das ist unverständlich. Statt sich nach der Lage zu erkundigen hat man sich im Landratsamt offenbar auf die Aussage verlassen, dass die Arztpraxen Schutzausrüstung über die Kassenärztliche Vereinigung bekommen. Das ist aktuell nicht der Fall. Die Feuerwehren kann man ausstatten, wenn genügend Schutzmaterial für die vorrangig zu versorgenden Berufsguppen wie Ärzte und Pflegekräfte vorhanden ist. Solange das aber noch nicht gewährleistet ist, sollten diese Masken umgehend umgeleitet und an die richtigen Stellen gebracht werden.