Verkehr sicher und klimaneutral machen
MdL Hermino Katzenstein informierte über Fuß- und Radverkehrsförderung des Landes

Im Focus habe das Land die 60 Prozent der Bevölkerung, die prinzipiell daran interessiert sind, mehr Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen. Ziel der Radverkehrspolitik sei, „dass alle, überall, jederzeit, sicher, schnell und komfortabel Radfahren können“. Hierzu müsse es ein Wegenetz ohne Lücken sowie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geben.
Fahrradpiktogrammketten
In verkehrsberuhigten Bereichen mit Tempo 30 benötigten Radfahrende keine eigenen Wege, sondern könnten im Mischverkehr mit anderen Fahrzeugen mitfahren. Auf höher belasteten Straßen mit höherer Geschwindigkeit kämen Schutzstreifen in Frage. Sie wären in der Realität oft nur 1,25 Meter breit, sollten jedoch mindestens 1,50 Meter haben. Seiner Meinung nach seien diese Schutzstreifen, die vom Autoverkehr auch überfahren werden dürfen, „nur eine Notlösung“. Es habe sich gezeigt, das Radfahrende auf diesen schmalen Schutzstreifen mit geringerem Sicherheitsabstand überholt werden als ohne sie. Sie vermittelten dem Radverkehr einen falschen Eindruck von Sicherheit. Wenn die Straße breit genug sei, seien auf der Fahrbahn abmarkierte Radstreifen gut, die mindestens 1,50 Meter, in der Regel aber 1,85 Meter breit sein müssten und nicht überfahren werden dürfen. Wo es keinen ausreichenden Platz für eigene Radstreifen gibt plädiert Katzenstein für das Aufbringen von Piktogrammketten auf der Fahrbahn. Sie signalisiertem dem Kraftverkehr, dass Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt ist und fördere die Rücksichtnahme. Es müsse darauf geachtet werden, dass ein genügender Sicherheitsabstand zu parkenden Autos eingehalten wird, um sogenannte Dooring-Unfälle durch unbedacht aufgehende Autotüren vermieden werden.
„Gemeinsame Geh- und Radwege“, so der passionierte Fahrradfahrer Katzenstein, „sollen innerorts möglichst vermieden werden“. Er sprach sich dagegen für die Einrichtung von Fahrradstraßen aus, auf denen Radelnde Vorrang genießen, auch nebeneinander fahren dürfen, Anliegerverkehr aber erlaubt ist. Eine Besonderheit seien Radschnellverbindungen. Sie müssen mindestens vier Meter breit und fünf Kilometer lang sein und sollen es allen ermöglichen, ihre Ziele mit dem persönlichen Höchsttempo zu erreichen. Im Main-Tauber-Kreis sei aktuell leider kein solcher Radschnellweg geplant.
Mehr Sicherheit durch Schulwegpläne
Ein wichtiges Anliegen ist Hermino Katzenstein die Verkehrssicherheit von Kindern. Dabei sei zu bedenken, dass wegen ihrer geringeren Körpergröße ihre Sicht auf den Verkehr oft verdeckt ist, und sie auch von den Autofahrenden nicht gesehen werden können, sie Geschwindigkeiten schlecht einschätzen können und leicht ablenkbar sind. Um insbesondere Schulwege sicherer zu machen seien alle Schulen seit 2021 verpflichtet, Schulwegpläne zu erstellen. Weiterführende Schulen hätten zusätzlich Schulradwegpläne aufzustellen. Die dreijährige Übergangsfrist dafür ist inzwischen abgelaufen. Dennoch hätten nach der letzten Erhebung 50 Prozent der Schulen im Main-Tauber-Kreis noch keine Schulwegpläne.
Mit der Einrichtung von Schulstraßen gebe es die Möglichkeit, an Schulen vorbeiführende Straßen zum Beispiel vor Unterrichtsbeginn zeitweise für den Verkehr zu sperren, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Kommunen könnten auch „Kiss and go“ Plätze einrichten, an denen Eltern-Taxis die Kinder absetzen können, die die restliche Strecke zur Schule zu Fuß zurücklegen.
Das Land unterstützt die Landkreise dadurch, dass sie allen eine unbefristet Stelle eines Radverkehrskoordinators finanziert. Leider würden nicht alle Kreise von diesem Angebot Gebrauch machen. Nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) bekommen die Kommunen 60 Prozent der Kosten für Verkehrsinfrastrukturprojekte erstattet, bei Maßnahmen zur Beseitigung von Barrieren sogar 80 Prozent. Seine Empfehlung an die Gemeinden ist, sich der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen AGFK anzuschließen. Weiterführende Informationen finde man im Internet unter aktivmobil-bw.de.