Wohin entwickelt sich die Tauberbahn?

Grüne Landtagsabgeordnete bei einer Videokonferenz mit der Westfrankenbahn
MdL Armin Waldbüßer, Praktikanten, MdL Michael Joukov und Kreisrat Rainer Moritz

Der bahnpolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion MdL Michael Joukov und der Betreuungsabgeordnete für den Main-Tauber-Kreis MdL Armin Waldbüßer setzen sich für eine Verbesserung des Zugverkehrs im Main-Tauber-Kreis ein. Gemeinsam mit dem Kreistagsfraktionsvorsitzenden Rainer Moritz informierten sie sich in einer Videokonferenz bei den Geschäftsleitern Denis Kollai (Infrastruktur) und Michael Wingerter (Verkehr) von der Westfrankenbahn über die geplanten Verbesserungen.

„Im Verkehrsvertrag Netz 11 mit dem Land Baden-Württemberg ist der aktuelle Landesstandard eines Stundentakts bis 2031 vereinbart“, berichtete Denis Kollai. Hier werden im Schülerverkehr auch zusätzliche Verstärkerfahrten zwischen Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim angeboten. Aktuell setze sie sich mit den Möglichkeiten auseinander, das Ziel der Landesregierung zu erreichen, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln. Um dies zu schaffen werden alle Stationen auf der Tauberbahn auf einen einheitlichen barrierefreien Standard erneuert. Alle Züge können nun bei Bedarf mit Doppeltraktion (100 Meter Bahnsteiglänge) fahren. „Um in Dreifachtraktion fahren zu können müssen die Bahnsteige langfristig verlängert werden“, so Kollai. In den Planungen wurde bei allen Bahnsteigen eine Optionslänge auf 140 Meter für dreiteilige Züge berücksichtigt. In Bad Mergentheim wird dies am Bahnsteig 1 in 2023 bereits realisiert.

Auf die Frage von Armin Waldbüßer, ob statt längerer Züge auch Doppelstockwagen eingesetzt werden könnten meinte Geschäftsleiter Kollai, dass dafür der lichte Raum der Straßenbrücken nicht ausreiche. Die zukünftige Verlängerung der Bahnsteige sei wirtschaftlicher als der Neubau der Brücken. Das Land Baden-Württemberg legt als Besteller für Nahverkehrsleistung die Fahrzeugart und Sitzplatzkapazität fest. Aktuell gibt es keine doppelstöckigen Dieselnahverkehrszüge auf dem Markt.

Weil das Kosten-Nutzen-Verhältnis für eine Elektrifizierung der Tauberbahn kleiner als eins sei, wurde die Strecke bei einer Bedarfsplanüberprüfung durch eine Bundeskommission dafür nicht vorgesehen. Denis Kollai rechnet auch mit Akzeptanzproblemen, falls im Taubertal eine Oberleitung gebaut werden sollte. Aktuell haben das Land und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg jedoch eine Machbarkeitsstudie für Schienenfahrzeuge mit batterielektrischem oder Wasserstoffantrieb in Auftrag gegeben. Die Bahnindustrie habe sich leider spät mit der Entwicklung solcher Züge beschäftigt. Das aktuell von der Firma Alstom angebotene Wasserstofffahrzeug schaffe die Anforderungen der steigungsreichen Tauberbahn noch nicht. Für möglich hält Kollai den Einsatz von batterieelektrischen Zügen, die beim Halt in Bahnhöfen mittels Oberleitungsinseln geladen werden.

Wird die Tauberbahn elektrifiziert?

„Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 landesweit einen Halbstundentakt einzuführen“, so MdL Michael Joukov. Auf der eingleisigen Tauberbahn sei dies nur möglich, wenn zusätzliche Kreuzungsbahnhöfe gebaut werden. „Bahnhöfe, Signaltechnik und Weichen sind jedoch nicht nur im Bau, sondern auch im Unterhalt sehr teuer“, schüttete er etwas Wasser in den Wein bezüglich der Aussichten, dass dies auch im besonders dünn besiedelten Main-Tauber-Kreis kommen wird. Hoffnung setzt der bahnpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion aber in die Zusage der neuen Bundesregierung, die Regionalisierungsmittel zu erhöhen. Noch sei aber unklar, wie stark die Erhöhung ausfallen wird, so Joukov.

Auf die Bahnsteigsanierungen an der Tauberbahn angesprochen berichtete Denis Kollai, dass der Haltepunkt in Edelfingen im zweiten Quartal 2022 erneuert wird. Wegen Lieferschwierigkeiten bei Schachtelementen habe sich dieses Projekt etwas verzögert. In 2022 werde auch der Bahnhof in Weikersheim auf den neuesten Stand gebracht. 2023 ist neben dem Stellwerk in Rot am See auch der Bahnsteig 1 in Bad Mergentheim an der Reihe. Der Mittelbahnsteig in der Kernstadt und die Stellwerktechnik sind auf Grund der hohen Kosten von 15 Millionen Euro erst für 2027 vorgesehen, rechtzeitig vor der Landesgartenschau. In Markelsheim werde 2025 gebaut. „Die Westfrankenbahn legt beim Bau großen Wert auf Ökologie“, erklärte Denis Kollai. Sie verwende beispielsweise Recyclingpflaster aus Betonbruch und CO2-neutraler Produktion. Seitens der Westfrankenbahn werde auch die mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke von Blaufelden nach Langenburg unterstützt.

Die Westfrankenbahn investiert 2022 aktuell auf der Tauberbahn ca. 19,2 Mio. €. Dies ist nur durch die Unterstützung der Landesanteile der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) möglich.

Die alte Bahntechnik vertrage sich leider schlecht mit der neuen. Wegen technischer Störungen komme es immer wieder einmal zu Verspätungen und Zugausfällen. „Wir geben uns alle Mühe“, erklärte Michael Wingerter, „es ist aber auch nicht immer möglich, die zahlreichen Personalausfälle durch Corona zu kompensieren“. In diesem Fall werde versucht, einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zu organisieren. Allerdings seien auch die Busunternehmen von vielen Personalausfällen betroffen, so dass sie nicht alle Fahrten durchführen könnten. Mit den verfügbaren Kräften versuche die Westfrankenbahn, schwerpunktmäßig den Schülerverkehr zu gewährleisten.

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